Wusstest du, dass schon griechische und römische Philosophen über den Ursprung von Schmerz diskutierten. Es fiel ihnen schwer, zwischen emotionalem und körperlichem Schmerz zu unterscheiden. Der Schmerz, den ein Mensch in einer Zeit der Trauer empfindet, wurde für denselben gehalten wie der Schmerz eines gebrochenen Arms. Hippokrates vertrat die Ansicht, dass Schmerzen das Ergebnis eines Ungleichgewichts der Körpersäfte oder -flüssigkeiten sind. Platon vertrat die Ansicht, dass Schmerz und Vergnügen, Hand in Hand gingen und emotionaler Natur waren. Er sagte, dass der Schmerz vom Herzen ausgeht. Platon war vermutlich ein heimlicher Romantiker.

Die Zeichnung von René Descartes, 1667:
Wie entsteht Schmerz
Wie entsteht Schmerz
René Descartes, ein französischer Wissenschaftler und Philosoph des 17. Jahrhunderts, behauptete, dass Schmerz vom Gehirn ausgeht. Er war der erste, der dies behauptete. Seine Studien konzentrierte sich auf Phantomschmerzen (=Schmerzen von verlorenen Gliedmaßen) und da es keine Gliedmassen gab, die den Schmerz tatsächlich spürten, kam er zu dem Schluss, dass der Schmerz vom Gehirn ausgehen müsse. Er schlug auch vor, dass der Schmerz mit der Seele verbunden ist, die im Gehirn lebt. Die Seele war ganz, auch wenn der Körper es nicht war, und konnte Schmerzen in einem amputierten Körperteil verursachen.
Das Interessante an Descartes' Theorie ist, dass er das Konzept der Seele aufnahm, um die allmächtige Kirche zu besänftigen. Selbst mit diesem Kompromiss öffnete Descartes die Tür zu der Erkenntnis, dass das Gehirn eine Schlüsselkomponente des Schmerzes ist, obwohl es noch Jahrhunderte dauern sollte, bis die vollständige Verbindung zwischen Gehirn, Nervensystem und Schmerz hergestellt war.
Demnach solltest du deine Rückenschmerzen nicht nur als Ereignis im Rücken verstehen, doch als ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren:
Demnach solltest du deine Rückenschmerzen nicht nur als Ereignis im Rücken verstehen, doch als ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren:


Wenn der Körper einen schmerzhaften Reiz wahrnimmt, werden spezielle Nervenzellen, sogenannte Nozizeptoren, aktiviert. Diese Nozizeptoren senden Signale an das Rückenmark, das die Informationen dann an das Gehirn weiterleitet. Das Gehirn verarbeitet dann diese Informationen und erzeugt das Schmerzempfinden.
Chronische Schmerzen sind ein kompliziertes Phänomen, das mit Veränderungen in der Art und Weise zusammenhängt, wie das Gehirn Schmerzsignale verarbeitet.
In einigen Fällen kann das Gehirn überempfindlich auf Schmerzen reagieren, was bedeutet, dass es normale Empfindungen als schmerzhaft interpretiert. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Schmerzerfahrung zu Angst und Stress führt, die wiederum die Schmerzerfahrung verstärken.

Man geht heute davon aus, dass sich chronische Schmerzen und akute Schmerzen stark voneinander unterscheiden. Akuter Schmerz hat einen Signalcharakter! Von den alten Griechen als "bellender Wachhund der Gesundheit" bezeichnet weist er auf eine Gewebeschädigung oder eine funktionelle Störungen hin. Beim chronischen (lang andauernden) Schmerz ist dies anders. Der Schmerz hat seinen Signalcharakter verloren. Schmerz wird zur eigentlichen Krankheit. Oft weist er nicht mehr auf eine körperliche Schädigung hin. Stattdessen ist er das Ergebnis sehr unterschiedlicher miteinander in Wechselwirkung stehender körperlicher und seelischer Veränderungen, für welche die Verletzung nur der erste Anstoß war.
Fazit:
Wenn wir verstehen, wie unser Gehirn und unsere Emotionen den Schmerz beeinflussen, können wir lernen, besser mit ihm umzugehen. Achtsamkeit, Meditation und kognitive Verhaltenstherapie sind allesamt Techniken, die uns dabei helfen können, unser Gehirn so zu trainieren, dass wir besser mit Schmerzen umgehen können.
Schmerz ist eine komplexe und vielschichtige Erfahrung, aber wenn wir mit unserem Gehirn und unseren Emotionen arbeiten, können wir lernen, positiver und selbstbewusster mit ihm zu leben.
Quellen
- Baron und Binder. (2004). “How neuropathic is sciatica? The mixed pain concept.”
- Marc Schwob. (1999). Schmerz.
- Rene Descartes. (1664). “Woher kommt Schmerz?”
- Churchill Livingstone. (1998). “The Back Pain Revolution.”